Das Pferd ist ein Dauerfresser.
In freier Wildbahn bewegt sich ein Pferd 16 Stunden täglich in gemächlichem Schritt und frisst – und zwar grobstengelige, grasähnliche Pflanzen. Sie verstehen nun, warum 3x täglich Hafer und 2x täglich Heu nicht artgerecht sind? Ihnen geht ein Licht auf, warum so viele Pferde – vor allem Hochleistungssportler – mit Koliken und Magenproblemen zu tun haben? Das ist nicht nur die nervliche Belastung, sondern vor allem die unnatürliche Ernährung.
Hafer (oder anderes Getreide) ist energiereiches Kraftfutter, das das Sportpferd für seine Leistung benötigt. Doch das Kauen von 1 kg ungequetschtem Hafer schafft das Pferd mit gerade mal 80 Kauschlägen, es produziert dabei ca. 1 Liter Speichel. Das Grundnahrungsmittel Heu ist heute – da die genutzten Grasmischungen vornehmlich für die Fütterung von Milchrindern zusammengestellt wurden – zu eiweißreich. Aber 1 kg Heu kaut das Pferd mit ca. 3.000 Kauschlägen und produziert dabei ca. 4 Liter Speichel. Welch ein Unterschied! Noch bessere Werte verzeichnet Stroh, das der natürlichen Nahrung des Steppentieres Pferd noch näher kommt: 3.500 Kauschläge pro Kilo. Hinzu kommt, dass das Pferd in seiner natürlichen Umgebung mit jedem „Biss ins Gras“ nur ca. 1,5 Gramm Futter abbeißt – überlegen Sie mal, wie oft pro Tag das Pferd abbeißt!
Bei der Fütterung „3x täglich“ geht sehr, sehr viel vom Abbeißen, vom Kauen und Einspeicheln verloren. Das beeinträchtigt die Verdauung – und wir alle wissen, welch ein empfindliches Verdauungssystem das Pferd hat. Die moderne Pferdehaltung versucht mit vielerlei technischen Kniffen, so viel wie möglich davon wiederherzustellen. Im Kleinen geht das z.B. mit Heunetzen, aus denen die Pferde zupfen, oder mit Zeitschaltuhr-gesteuerten Toren, die in bestimmten Abständen immer neue vorgefüllte Heustationen freigeben. Im Großen gibt es inzwischen hochtechnisierte Futterstationen, in denen die Pferde bis zu 24 Mal am Tag kleinste Mengen Hafer oder Heu abrufen können (und müssen).
Wenn Sie für Ihr Pferd einen Pensionsstall suchen, sollten Sie viel Wert auf möglichst häufige Fütterungen oder Vorratsfütterung legen.