Das Pferd ist ein soziales Herdentier.

In der freien Natur ist ein alleinstehendes Pferd nicht überlebensfähig. Deshalb hat jedes Pferd den Instinkt, sich mit Artgenossen zusammenzutun. Und Mutter Natur hat dafür gesorgt, dass Pferde in ihrer jeweiligen Herde ein ganz ausgeklügeltes Kommunikationssystem pflegen.

Die Haltung eines Pferdes allein (sogenannte Garagenponys) erfüllt den Tatbestand der Tierquälerei, denn diesem Pferd oder Pony fehlt ein ganz erheblicher Teil seines artgerechten Lebens. Es ist aber nicht viel weniger Tierqual, Pferde in Boxen zu sperren mit keinem (hochgezogene Boxenwände) oder kaum (Gitterstäbe) Kontakt zu Artgenossen. Ein Pferd, dessen einziger Kontakt zu Artgenossen im Blick auf die Pferde der Boxengasse gegenüber besteht, ist nicht artgerecht gehalten – diese Haltungsform widerspricht dem Tierschutzgesetz.

Das mindeste, was man einem Pferd an Sozialkontakt gewähren muss, sind einige Stunden täglichen Zusammenseins mit anderen Pferden – am besten natürlich Koppel- oder Paddockgang in der Gruppe, wenn nicht anders machbar (Hengste), dann zumindest Nasenkontakt durch ausreichend breite Gitterstäbe.

Aber …

nicht jede Gruppenhaltung ist artgerecht! Da gibt es nämlich sehr viel zu beachten. Ein zufällig zusammengewürfelter Haufen aus nie sozialisierten Garagenfohlen, aggressiven Ex-Hengsten und demütigen, Zipperlein-geplagten Senioren auf einer Fläche, die für ein Ausweichen nicht groß genug ist, ist kein Pferdeparadies, sondern – ja, da sind wir schon wieder bei der Tierquälerei …

Es braucht sehr viel Sachverstand, Erfahrung und Pferdekenntnis, um eine Gruppe passend zusammenzustellen – egal, ob für einen Offenstall oder für den täglichen Koppelgang von Boxenpferden. Kommt es – natürlich nach einer ausreichend langen Eingewöhnungszeit – zu häufigen Verletzungen und Stressreaktionen, dann zeigt das nur einmal mehr, dass gerade in der Pferdehaltung „gut gemeint“ häufig nicht gleichbedeutend mit „gut“ ist.

Wenn Sie für Ihr Pferd einen Pensionsstall suchen, sollten Sie viel Wert auf ausreichend große Koppel- und Paddockflächen legen. Werden Sie misstrauisch, wenn Sie nur winzige Einzelweiden vorfinden. Schauen Sie den Reitern zu – gehen die mit ihren Pferden ganz entspannt aneinander vorbei oder ist jede Begegnung ein Staatsakt? Sehen Sie sich die Boxen an – zeigen Boxenwände und Gitterstäbe deutliche Spuren von Tritten und Bissen? Das lässt zum einen darauf schließen, dass die Pferde ihre Rangordnung nicht geklärt haben (weil sie nie zusammen auf der Koppel sind?). Meist ist das auch ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie nicht ausgeglichen sind, sprich: viel zu wenig rauskommen. Beobachten Sie die Pferde, wenn sie draußen sind – stehen sie ruhig und fressen, unterbrochen von gelegentlichen spielerischen Kabbeleien und Wettrennen? Oder sind ständig Pferde auf der Flucht und herrscht kaum Ruhe? Sind alle Pferde schmutzig? Das sollte für Sie ein gutes Zeichen sein, denn dann können sich alle Pferde genüsslich und ohne Angst wälzen.